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Encore!
Das Gebet des Herrn (Vater Unser) zählt zu den am meisten verbreiteten Texten in der ganzen Welt. In eindringlichen, kurzen Sätzen wird hier die Essenz des christlichen Glaubens dargelegt. Viele Musiker haben diesen Text vertont, wenn er auch – als eigentlich dem Gemeindegebet vorbehalten – nicht Teil der klassischen Orchestermesse ist. Heute Abend stellen wir Ihnen drei sehr unterschiedliche Kompositionen vor, denen allen dieser Text zugrunde liegt. The Lord’s Prayer basiert auf einem Folk Song (Calypso) aus Trinidad. Unterstützt von karibischer Percussion haben wir es hier mit einer recht fröhlichen, fast (!) zum Mitklatschen anregenden Melodie zu tun, deren strophisch wiederkehrende Elemente in diesem Chorsatz verschiedenartig gestaltet sind. Igor Stravinsky hat sich in seinem Pater noster entschieden, den Duktus des Textes ganz in den Vordergrund zu stellen und die Musik diesem unterzuordnen. Fast im Stile eines gregorianischen Chorals (aber doch vierstimmig) bewegen sich die einzelnen Chorstimmen nur wenig auf und ab, und der Rhythmus entspricht (ohne einen durchgehenden Takt spüren zu lassen) dem der Sprache. Viel romantischer hat der ungarische Komponist Miklós Rózsa sein Prayer of Our Lord vertont, als er die Musik zu dem Jesus-Film „König der Könige“ (1961) schrieb. Im Original von einem großen Sinfonieorchester unterstützt, wird hier die Herrlichkeit Gottes in mächtigen Akkorden besungen. Dieses Stück hat es in sich, denn die Dynamik umfasst die gesamte Spannweite zwischen pianissimo und fortissimo. Das letzte Stück aus der „alten Abteilung“ ist das romantische Abendlied von Josef Rheinberger, das ebenfalls einen Bibeltext vertont: „Bleib bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“ (Lk 24,29) Es verlangt höchste Konzentration von den (relativ) wenigen Sängern eines Kammerchors, denn es ist sechsstimmig angelegt (SSATTB, wobei wir in alter Tradition die obere Tenorstimme durch Altistinnen singen lassen), und da bleiben für die einzelne Stimme nicht viele Sänger(innen) übrig. Es kommt also auf jede(n) Einzelne(n) an. Unser Repertoire umspannt viele verschiedene musikalische Stilrichtungen, zwischen denen wir immer wieder gerne wechseln. So kommt als nächstes eine lateinamerikanische Samba auf Sie zu: Journey to Brazil. Wie viele Stücke der Unterhaltungsmusik klingt auch dieses (hoffentlich) leicht und locker, ist aber vor allem rhythmisch nicht zu unterschätzen. Einen Platzregen auf einem Parkplatz beschreibt der Parkplatzregen des Komponisten-/Texter-Duos Oliver Gies und Roland Pflüger; ein modernes Pop-Stück mit einem ebenso modernen – aber doch auch zeitlosem – Thema (der Liebe im Regen) und einem augenzwinkernden Text („Los, wir überfall’n die Parkbank!“). Save Tonight singt von dem letzen gemeinsamen Abend zweier Liebender und erinnert an Romeo und Julia, die auch nicht wahr haben wollen, dass der Morgen kommt („Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche“). Eagle-Eye Cherry sang „Save tonight and fight the break of dawn“ (Bewahre heute Nacht und bekämpfe das Morgengrauen) in einer recht aggressiv-frustriert klingenden Version. Unser Chorsatz von Stefan Kalmer ist ruhiger und melancholischer, stellenweise fast zärtlich. Olivia Krall singt die Solopartie und die Improvisation.
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