Kommentar

Sommerkonzert 2003

Encore!

Das Gebet des Herrn (Vater Unser) zählt zu den am meisten verbreiteten Texten in der ganzen Welt. In eindringlichen, kurzen Sätzen wird hier die Essenz des christlichen Glaubens dargelegt. Viele Musiker haben diesen Text vertont, wenn er auch – als eigentlich dem Gemeindegebet vorbehalten – nicht Teil der klassischen Orchestermesse ist. Heute Abend stellen wir Ihnen drei sehr unterschiedliche Kompositionen vor, denen allen dieser Text zugrunde liegt.
The Lord’s Prayer basiert auf einem Folk Song (Calypso) aus Trinidad. Unterstützt von karibischer Percussion haben wir es hier mit einer recht fröhlichen, fast (!) zum Mitklatschen anregenden Melodie zu tun, deren strophisch wiederkehrende Elemente in diesem Chorsatz verschiedenartig gestaltet sind.
Igor Stravinsky hat sich in seinem
Pater noster entschieden, den Duktus des Textes ganz in den Vordergrund zu stellen und die Musik diesem unterzuordnen. Fast im Stile eines gregorianischen Chorals (aber doch vierstimmig) bewegen sich die einzelnen Chorstimmen nur wenig auf und ab, und der Rhythmus entspricht (ohne einen durchgehenden Takt spĂĽren zu lassen) dem der Sprache.
Viel romantischer hat der ungarische Komponist MiklĂłs RĂłzsa sein
Prayer of Our Lord vertont, als er die Musik zu dem Jesus-Film „König der Könige“ (1961) schrieb. Im Original von einem großen Sinfonieorchester unterstützt, wird hier die Herrlichkeit Gottes in mächtigen Akkorden besungen. Dieses Stück hat es in sich, denn die Dynamik umfasst die gesamte Spannweite zwischen pianissimo und fortissimo.
Das letzte Stück aus der „alten Abteilung“ ist das romantische
Abendlied von Josef Rheinberger, das ebenfalls einen Bibeltext vertont: „Bleib bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“ (Lk 24,29) Es verlangt höchste Konzentration von den (relativ) wenigen Sängern eines Kammerchors, denn es ist sechsstimmig angelegt (SSATTB, wobei wir in alter Tradition die obere Tenorstimme durch Altistinnen singen lassen), und da bleiben für die einzelne Stimme nicht viele Sänger(innen) übrig. Es kommt also auf jede(n) Einzelne(n) an.
Unser Repertoire umspannt viele verschiedene musikalische Stilrichtungen, zwischen denen wir immer wieder gerne wechseln. So kommt als nächstes eine lateinamerikanische Samba auf Sie zu:
Journey to Brazil. Wie viele Stücke der Unterhaltungsmusik klingt auch dieses (hoffentlich) leicht und locker, ist aber vor allem rhythmisch nicht zu unterschätzen.
Einen Platzregen auf einem Parkplatz beschreibt der
Parkplatzregen des Komponisten-/Texter-Duos Oliver Gies und Roland Pflüger; ein modernes Pop-Stück mit einem ebenso modernen – aber doch auch zeitlosem – Thema (der Liebe im Regen) und einem augenzwinkernden Text („Los, wir überfall’n die Parkbank!“).
Save Tonight singt von dem letzen gemeinsamen Abend zweier Liebender und erinnert an Romeo und Julia, die auch nicht wahr haben wollen, dass der Morgen kommt („Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche“). Eagle-Eye Cherry sang „Save tonight and fight the break of dawn“ (Bewahre heute Nacht und bekämpfe das Morgengrauen) in einer recht aggressiv-frustriert klingenden Version. Unser Chorsatz von Stefan Kalmer ist ruhiger und melancholischer, stellenweise fast zärtlich. Olivia Krall singt die Solopartie und die Improvisation.

VivaVoce

Die irische Sängerin Enya (eigentlich: Eithne Ni Bhraonain – der gälische Vorname wird tatsächlich “Enya” ausgesprochen!) ist bekannt für ihre mystischen Lieder. Only Time war nicht nur der meistgespielte Song des Jahres 2001; mit diesem Stück hat Enya auch ihren ganz persönlichen Beitrag zur Unterstützung der Familien jener Feuerwehrleute geleistet, die am 11. September 2001 im Einsatz am World Trade Center ihr Leben lassen mussten. Der gesamte Erlös der Single geht an die Organisation der New Yorker Feuerwehr.
Ebenfalls berĂĽhmt wurde Enyas StĂĽck
May It Be, da es Teil der Filmmusik zu „Der Herr der Ringe“ war (auf eine persönliche Bitte des Regisseurs hin) und eine Oscar-Nominierung erhielt.
Die nächsten beiden Stücke führen uns zurück in die Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
Music to Watch Girls By erzählt von dem uralten Spiel zwischen Mädchen und Jungen: Man beäugt sich gegenseitig und redet in der Clique über „die“ Mädels und „die“ Jungs.
Einen nicht ganz ernst gemeinten Ausblick in die Zukunft leisten wir uns mit
When I’m Sixty-Four (ein weiteres Beatles-Stück). Wenn eine Zugabe gewünscht wird, zeigen wir uns von unserer rheinischen Seite!

VivaVoce und Orchester

Einer der berühmtesten Musical-Fließband- Produzenten ist Andrew Lloyd-Webber, dessen Feder eine ganze Reihe bekannter Musicals entstammen. In unserem Medley Andrew Lloyd Webber: A Concert Celebration set­zen wir die Zusammenarbeit von Orchester und Chor fort. Nach den unheimlichen Klängen der Titelmelodie aus The Phantom of the Opera und des Liebeslieds The Music of the Night aus demselben Musical hören Sie den Ohrwurm Don’t Cry For Me, Argentina (aus Evita). Anschließend erklingt Jesus Christ Superstar aus der gleichnamigen Rock-Oper, in der man auch King Herod’s Song hören kann (wir spielen es hier aber in der Fassung für Orchester). Der Reigen bekannter Melodien wird fortgesetzt mit Memory aus dem Musical Cats und mündet dann in Go Go Go Joseph aus Andrew Lloyd Webbers „Jugendsünde“ Joseph and the Amazing Techni­color Dreamcoat.

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